10.06.16

Vernetzung der Region muss auch für den Wohnungsmarkt gewährleistet sein

Die Region Stuttgart ist bereits vielfältig vernetzt - aber nicht, wenn es darum geht, bezahlbaren Wohnraum für alle Einwohner der Region bereitzustellen. Landeshauptstadt, Kreisstädte und Gemeinden müssten hier an einem Strang ziehen, lautet das Fazit von Dr. Gerd Kuhn, Soziologe und Mitarbeiter des Instituts Wohnen und Entwerfen an der Universität Stuttgart.

Dr. Gerd Kuhn Universität Stuttgart Ethik in der Region 2016 bezahlbares Wohnen in der Region Stuttgart

Der Verband Region Stuttgart habe zudem keinen Überblick darüber, wie viele Wohnungssuchende es eigentlich gibt. Und: Neue Wohnungen würden überwiegend im oberen Preissegment gebaut, dabei bestünde vor allem eine Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum für Personen mit mittleren und kleinen Einkommen.

Konflikte zwischen denjenigen, die eine Wohnung haben und denen, die auf der Suche sind, kennt auch schon die Bibel, das machte Prälat Ulrich Mack in seinem einführenden Impuls deutlich. Denn der sesshafte Kain erschlägt den Nomaden Abel, weil der ihm den Besitz streitig macht.

Gerd Kuhn empfahl in seinem Vortrag mehr Bauprojekte in städtischer oder genossenschaftlicher Trägerschaft, in denen durch die reglementierte Vergabe von Wohnungen eine gleichmäßige soziale Durchmischung gewährleistet sei.

Vereinfachte Förderstrukturen von Bund und Land forderte Beatrice Soltys, Baubürgermeisterin in Fellbach in der auf den Vortrag folgenden Diskussionsrunde. Andreas Feldtkeller, Stadtplaner und Schöpfer des Französischen Viertels in Tübingen, plädierte für ein Wohnen der kurzen Wege, das Gewerbeflächen und Wohneinheiten integriert. Jürgen Schilbach, Geschäftsführer des Siedlungswerks, sah Gewerbeeinheiten neben Wohnraum eher skeptisch, doch auch er sprach sich für durchmischtes Wohnen aus und verwies auf einige Beispielprojekte des Siedlungswerks.

"Wie wir wohnen wollen - Konzepte und Visionen für (bezahlbares) Wohnen in der Region Stuttgart" fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Ethik in der Region" statt. Ca. 70 Regionalräte und Vertreter der Verwaltung des Verbands Region Stuttgart sowie Bürgermeister, Vertreter der Wohnungswirtschaft und weitere Interessierte waren anwesend.